Umweltfreundliche Landwirtschaft: Gibt es eigentlich schon E-Trecker?

Foto: Göhmann

Die Bauernproteste sind zurzeit in aller Munde. Die Landwirte blockieren mit den Treckern die deutschen Straßen und fordern unter anderem, die Abschaffung der Steuerbegünstigungen von Agrardiesel zurückzunehmen. Aber muss es in Zeiten des Klimawandels eigentlich noch Diesel sein, oder gibt es schon Alternativen wie den E-Trecker? Wir haben mal recherchiert.

Um es direkt vorweg zu nehmen: Ja, die gibt es! Die ersten Elektro-Trecker wurden bereits auf den Markt gebracht. Aber der Reihe nach.

Erste Prototypen

Die ersten teilelektrischen oder vollelektrischen Traktoren wurden bereits vor einigen Jahren vorgestellt oder von Start-Ups konzipiert. 2016 arbeitete beispielsweise in den Niederlanden probeweise der erste elektrische Trecker „Multi Tool Trac“ auf dem Feld. Das kalifornische Startup Soletrac hat 2021 einen kleinen Elektro-Trecker mit etwa acht Stunden Betriebszeit plus Wechselakku für den Verkauf produziert. Die Fachhochschule Steinfurt arbeitet ebenfalls an einem E-Traktor, der Solarpaneele auf dem Dach trägt – das nächste Ziel der Forschenden ist der Wasserstoffantrieb. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch die großen Hersteller sind auf das Thema aufgesprungen: US-Hersteller John Deere stellte 2017 einen Elektro-Traktor-Prototypen mit fast 700 PS vor, SESAM2. Zwei Jahre später folgte ein Weiterer. Mittlerweile soll SESAM2 voll funktionsfähig und getestet sein und zudem autonom fahren können. Noch ist das Projekt allerdings vornehmlich ein Forschungsprojekt, zu kaufen gibt es das Modell nicht. Auch andere, kleinere Unternehmen stellten bereits Modelle auf den Landwirtschaftsmessen vor.

Serienfertigung

Anders bei Fendt: Der Fendt e100 V Vario ist ein recht kleiner, vollelektrischer Traktor, der laut eigenen Angaben von Fendt der erste seiner Art in Serienfertigung ist. Der Trecker ist dabei allerdings weniger für große und schwere Feldarbeiten gedacht, sondern eher für Wein- und Obstbau oder etwa Grünflächen- und Bodenpflege einsetzbar. Dieses Jahr soll zudem die Serienproduktion für das E-Modell des größeren Traktors Fendt 300 Vario starten, der auch für größere Feldarbeiten eingesetzt werden kann.

Andere Beispiele sind etwa Hersteller Weidemann, der mittlerweile zwei der kleinen Hoftracs als Elektrovariante anbietet. Ebenso gibt es das eher kleinere Modell Rigitrac SKE 50 des Schweizer Unternehmen Rigi bereits in Serie zu kaufen.

Herausforderungen

Bisher sind elektronisch angetriebene Trecker noch eher eine Randerscheinung, vor allem wenn man auf die größeren Modelle blickt. Die Gründe dafür liegen zum einen oft an den speziellen Anforderungen an die Traktoren: Wenn Landwirte mit ihren Traktoren aufs Feld fahren, dann sind sie oft mehr als fünf Stunden im schweren Einsatz; eine Herausforderung für die Leistungsfähigkeit der Batterien. Obendrein dürfen Trecker mit leistungsfähigen Batterien nicht zu schwer werden, sie sacken sonst auf dem Feld ein. Bei schweren Zugarbeiten auf dem Feld ist zudem eine Rekuperation (also die Rückgewinnung von Energie z.B. beim Bremsen oder Talfahrten) kaum möglich, die hohen Leistungen leeren die Batterien dazu schneller. Das Laden der Batterien braucht wiederum relativ lange. Auch die möglicherweise höheren Kosten spielen wahrscheinlich eine Rolle.  

Oder man macht es einfach selbst

Wer auf die reinelektrischen Modelle nicht warten will, kann (bei kleinen Modellen wohl bemerkt) selbst Hand anlegen, wie ein Bauer aus Schwaben es gezeigt hat. Während der Corona-Zeit hat der seinen kaputten, 60 Jahre alten Trecker in einen E-Trecker umgebaut, der seit dem verlässlich im Einsatz ist.
Hier geht’s zum Bericht.

Fazit

Die Traktorwelt ist längt auf den Zug der Elektromobilität aufgesprungen, auch wenn Forschende noch viel Luft nach oben sehen. Vor allem bei kleineren Modellen gibt es tatsächlich bereits E-Trecker zu kaufen, bis der elektrische Antrieb jedoch auch für die größten Maschinen serienfertig ist, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Auch andere umweltfreundliche Antriebe sollten dabei nicht aus den Augen verloren werden. Außerdem müssen dazu auch die Bauern mit ins Boot geholt und für die alternativen Antriebe begeistert werden. In vielen Teilen also leider noch immer ein Thema der Zukunft.

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