Innenstädte in Zeiten von Corona Teil 1: Hildesheim

Der Marktplatz in Hildesheim: Vor Corona war hier bei gutem Wetter immer etwas los.

Corona hinterlässt seine Spuren nicht nur an uns, auch die Städte haben sich verändert. Wie groß das Ausmaß wirklich ist, werden wir vermutlich erst an der Zahl jener Läden, Cafés und Bars sehen, die auch nach dem Lockdown ihre Türen nicht mehr aufmachen können.

Hildesheim – Weltkulturerbe und Studentenstadt

Hildesheim mit seinen 100.000 Einwohnern ist keine Ausnahme und wirkt zurzeit wie ausgestorben. Wenn man durch die Einkaufsstraße schlendert, bekommt man den Eindruck, es ist ein Sonntag mit schlechtem Wetter. Aber nein – momentan ist es leider die tägliche Realität. Bereits zur Weihnachtszeit blieb auch der Marktplatz leer, auf dem normalerweise der kleine Weihnachtsmarkt seinen Platz gefunden hätte.

Den Studierenden der Stadt fehlt neben den sozialen Kontakten in der Universität (Ja, uns fehlt die Uni. Wer hätte gedacht, das mal zuzugeben!) auch der Besuch in den vielen Cafés und den Bars. Gerade Cafés hat Hildesheim viele zu bieten und alle sind sie einen Besuch wert. Von Coffee and Beans über das kleine Röstwerk, das Black Apron, Café Mademoiselle hin zu Café Frida und Le Garçon: sie formen das Stadtbild und machen Hildesheim lebenswert. Nur die wenigsten sind momentan offen und verkaufen ihren Kaffee to-go. Aber mit Blick auf die leeren Straßen kann auch das keine dauerhafte Lösung sein. Bleibt nur zu hoffen, dass alle den kalten Winter überstehen.

Die Innenstädte sterben aus

Schon vor der Pandemie hatte man das Gefühl, immer mehr Ladenlokale stehen leer; überall fangen die Innenstädte an auszusterben. Corona tut da nur seinen Rest. Als ich letztens durch die Fußgängerzone ging, waren wieder neue leerstehende Zeilen hinzugekommen. Einige versuchen, etwas aus dem Lockdown zu machen und die Zeit mit Renovierungsarbeiten oder Umbauten zu überbrücken, wie auch das städtische Schwimmbad, das seit dem ersten Lockdown einer Baustelle gleicht. Andere bieten einen Abholservice ihrer Waren an. 

Auch Hema hat den Laden geräumt: Der Raum steht jetzt leer.
Das Hildesheimer Schwimmbad im Umbau.

Die leeren Räume bieten allerdings auch Platz für Neues: So gab es vor dem erneuten Lockdown zwei Pop-up Läden, die mit getrockneten Blumen und selbstgemachter Kunst das Stadtbild ein wenig ansprechender und interessanter gemacht haben.

Das Nachtleben und die Kulturszene leidet

Seien wir ehrlich: ein pulsierendes Nachtleben gab es in Hildesheim nie; Bars und einzelne Clubs hingegen schon. Schon nach dem ersten Lockdown öffneten nicht alle wieder ihre Türen und selbst an den Wochenenden haben die Corona-Maßnahmen dem ein oder anderen Abend die Lockerheit genommen. Der anfängliche Verkauf von Cocktails to-go ist eingestellt; die Friesenstraße ist nun nicht mehr als eine unauffällige Nebenstraße.

Was Hildesheim jedoch definitiv hat, ist eine große Kulturszene: Das Theater, das Kino, die Kulturfabrik Löseke mit ihrem Studio und die Domäne – Kultur findet sich hier überall. Während die großen Einrichtungen vermutlich die Krise überstehen werden, bangen die kleinen um ihre Existenz. Zwar gibt es zwischendurch ein Lebenszeichen, aber da, wo im Sommer noch ein Autokino stand, ist jetzt wieder reine Wiese. Wenn das Kino wieder aufmacht, gibt es aber Grund zur Hoffnung: Der neue James Bond könnte die Leute wieder massenweise in die Säle locken.

Alternativen zur Innenstadt – Man weicht aus, wo man nur kann

Immerhin gibt es die Natur und somit Möglichkeiten, auch in dieser Zeit raus zu kommen und sich zu bewegen. Auf den Wegen rund um den Hohnsensee sind fast bei jeder Wetterlagen Leute unterwegs – besonders die Zahl der Joggenden hat zugenommen. Und wenn die Sonne rauskommt, stürzen sich alle ins Getümmel. Ob da der Abstand noch gehalten werden kann, wage ich zu bezweifeln.

Bleibt uns allen nur auszuharren und durchzuhalten. Und zu hoffen, dass es auch in Zukunft eine lebhafte Innenstadt in Hildesheim gibt.

Svenja Stolpe

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