Der Internationale Frauentag am 8. März

Seit mehr als 100 Jahren macht der Internationale Frauentag auf die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen aufmerksam, damals stand die Forderung nach dem Wahlrecht im Zentrum. Doch der Kampf geht bis heute weiter.

Am 8. März ist es wieder soweit: Weltweit begehen die Menschen den Internationalen Frauentag. Der Tag feiert die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung, macht aber auch auf weiterhin bestehende Diskriminierung und Ungleichheiten aufmerksam und ermuntert, sich selbst für die Gleichstellung für Mann und Frau einzusetzen.

Entstehung des Internationalen Frauentages: Forderung des Wahlrechtes

Die genauen Umstände der Entstehung des Internationalen Frauentages sind ungeklärt. Die Wurzeln dieses Gedenktages liegen in den USA und in der Arbeiterinnenbewegung des späten 19. und 20. Jahrhunderts. Eine der bekanntesten Versionen ist, dass Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SAP) 1908 ein nationales Frauenkomitee gründeten, welche eine Demonstration für das Frauenwahlrecht veranstalteten. Die Demonstration fand dann am 28. Februar 1909 statt.

In Deutschland geht der Internationale Frauentag auf die sozialistische Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin (*1857; †1933) zurück. Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen schlug sie die Einführung eines Internationalen Frauentages vor. Der Vorschlag enthielt allerdings noch kein konkretes Datum. Erstmals begangen wurde der Tag dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA. Die Hauptforderung war das aktive und passive Wahlrecht, dafür gingen mehr als eine Million Frauen auf die Straße.

Weltweit eingeführt wurde der 8. März schließlich auf der Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921, zu Ehre der Rolle der Frauen in der Februar-Revolution in Russland. Einheitlich begangen wurde der Tag erstmalig 1922 in verschiedenen Ländern. 1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“.

Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Im Jahr 2019 jährte sich einer der bedeutendsten Siege der Frauenrechtskämpferinnen in Deutschland zum 100. Mal: Die deutschen Frauen erlangten das Wahlrecht und konnten das erste Mal selbst den Gang zur Urne antreten.

Dass die letzte Schlacht um Gleichberechtigung damit noch lange nicht geschlagen war, zeigt sich anhand weiterer Missstände, gegen die die Frauen über die Jahrzehnte hinweg weiter ankämpften: Bis 1962 durften Frauen weder arbeiten gehen noch ein Konto eröffnen. Unvergessen dürfte auch der Tomatenwurf durch Sigrid Rüger im Jahre 1968 sein, der in Deutschland zu einer zweiten Welle der Frauenbewegung führte. Es folgte die öffentlichen Selbstbezichtigung von Frauen im Stern „Ich habe abgetrieben“ im Zuge der Kampagne gegen §218 und das Abtreibungsverbot. Erst seit 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. 

Dass eine wirkliche Gleichberechtigung erreicht ist, davon kann man bis heute nicht sprechen. Noch immer kämpfen Frauen für ihre Rechte, so unter anderem für einen gleichen Lohn für die gleiche Arbeit, für gleiche Karrierechancen (und damit einhergehend auch mehr Frauen in Führungspositionen) und eine echte Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. Da in vielen Ländern Mädchen und Frauen noch immer kein Recht auf Bildung und sexuelle Selbstbestimmung haben, ist auch dies ein zentraler Punkt auf der Agenda Frauenrechtsbewegungen, ebenso wie der Kampf gegen die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen.  

Der Internationale Frauentag im Jahr 2021

Das Motto des Internationalen Frauentages 2021 lautet „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world”. Zwar hat sich die zentrale Forderung nach dem Wahlrecht erfüllt (in der Schweiz wurde das Frauenwahlrecht im letzten Kanton übrigens erst im Jahr 1990 eingeführt), echte Gleichstellung wurde aber bis heute nicht erreicht: Laut einer Studie des Instituts Ipsos, welche in Kooperation mit dem International Women´s Day und dem Global Institute für Women´s Leadership durchgeführt wurde, glauben auch heute noch 44% der Deutschen, dass es von Vorteil ist, als Mann auf die Welt zu kommen. 

Hier geht´s zur Studie: https://www.ipsos.com/de-de/studie-zum-weltfrauentag-deutsche-sehen-manner-immer-noch-im-vorteil

In Berlin ist der Internationale Frauentag übrigens seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag – aber warum eigentlich nicht in den anderen Bundesländern? Dass die Aufmerksamkeit für den Kampf um die Rechte der Frauen in Deutschland (einem, wie mancher sagt, „fortschrittlichen“ Staat) immer noch zu gering ist, zeigen die Ergebnisse aus der Studie des Ipsos-Institutes: In Deutschland würden sich nur drei von zehn Frauen als Feministin bezeichnen, unter den Männern ist es noch nicht einmal jeder Fünfte. Und ganz ehrlich – der Moment muss kommen, in dem begriffen wird, dass Männer vom Feminismus ebenso wie die Frauen nur profitieren können.

Erst wenn bei der Jobsuche nur noch Referenzen von Fähigkeiten und Fertigkeiten zählen, ohne dass die Ausschreibung mit einem Gender-Hinweis versehen wird, erst wenn Männer ohne Scham von sich behaupten können, Kosmetiker oder Erzieher zu sein, und darüber hinaus sexuelle Orientierungen jeder Art als gleichwertig anerkannt werden, erst wenn Frauen selbst über ihren Körper bestimmen können, dann wird ein solcher Gedenktag nicht mehr benötigt. Denn dann ist jeder Tag im Jahr ein Tag, der gleichermaßen die Frauen und die Männer (und alle anderen Ausprägungen von Geschlecht oder Sexualität in jeglicher Farbe und Form) würdigt.

Anna Spielvogel

Etwas zum Weltfrauentag posten:

Diese Hashtags verwenden die Vereinten Nationen bzw. die UN Women: #IWD2021 und #InternationalWomensDay

Von der Seite International Women´s Day (IDW) wird zusätzlich #ChooseToChallenge verwendet

Weiterführende Informationen auf den folgenden Seiten:

https://www.internationalwomensday.com/Events

https://www.lpb-bw.de/08-maerz-frauentag

https://www.dgb.de/schwerpunkt/internationaler-frauentag-weltfrauentag

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