„Ausgelotet“ – Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien

Im Format “Ausgelotet” diskutieren Wissenschaftler und Sciencefluencer über Wissenschaftskommunikation in den sozialen Netzen.

Gerade in den sozialen Medien wird sehr politisiert und emotional geladen kommuniziert. Themen werden meist hoch emotional, dynamisch und subjektiv behandelt und verbreitet – ein Rahmen, der auf den ersten Blick wenig geeignet erscheint, um nüchterne wissenschaftliche Ergebnisse sachlich zu kommunizieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) macht nun vor, wie genau das aber gelingen kann. In ihrer Reihe „Ausgelotet – Gespräche über Wissenschaftskommunikation“ befassen sie sich mit Fragen rund um Vermittlung und Rezeption von Wissenschaft auf sozialen Plattformen und diskutieren, wie wissenschaftliche Erkenntnisse der Öffentlichkeit kommuniziert werden können.

Aufgabe und Herausforderung der Wissenschaftskommunikation

Gerade während der Corona-Pandemie ist klar geworden, dass viele politische Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Dies rückt die Wissenschaft verstärkt in den Fokus der medialen Berichterstattung. Dabei steht aber gerade die Wissenschaftskommunikation vor enormen Herausforderungen, wenn es um das Kommunizieren von Fakten auf Plattformen geht, auf denen häufig auch ungehindert Fake News, Verschwörungstheorien oder Informationen aus unklaren Quellen kursieren können.

Hauptaufgabe der Wissenschaftskommunikation bleibt dabei immer, abstrakte Probleme so verständlich und so einfach wie möglich an eine breite Öffentlichkeit zu vermitteln. Klar abgegrenzt werden muss dabei außerdem das Handlungsfeld von Politik und Wissenschaft, Bereiche, die sich in der Öffentlichkeit immer wieder vermischen. Es ist aber explizit keine Aufgabe der Wissenschaft, Handlungsanleitungen zu liefern, wie die Politik dies tut. Vielmehr kann die Wissenschaft nur beschreiben und Lösungsvorschläge machen und die Dringlichkeit von gesellschaftlichen Transformationen mit fundierten Erkenntnissen untermauern.

Warum ist faktenbasiertes Kommunizieren so schwer?

Verlagert sich diese Kommunikation in die sozialen Netzwerke, ist gerade das faktenbasierte Kommunizieren enorm erschwert. Die Gründe hierfür sind vor allem Vermittlungsprobleme in der Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen. Erschwerend hinzu kommt, dass in der Berichterstattung gerne immer wieder auf sogenannten „Doomsday-Schreckensszenarien“ zurückgegriffen wird. Gemeint ist mit diesem Begriff, dass sich in der Vergangenheit bei der Kommunikation vor allem auf Katastrophen-Szenarien fokussiert wurde. Nennt man hier den Klimawandel als Beispiel, ist klar zu sehen, dass sich die Kommunikation rund um die Erwärmung der Erde häufig auf die Konsequenzen bei Nicht-Handeln fokussiert. Aber wer hört schon gerne die ganze Zeit, dass die Welt morgen untergeht und wir in spätestens 60 Jahren sowieso schon mal die Schwimmwesten anlegen können?

Zu beobachten ist außerdem eine zunehmende Individualisierung von eigentlich politischen Fragen: Das Individuum soll weniger reisen, weniger konsumieren, bitte nachhaltig und ohne Verpackung einkaufen und damit doch gleich auch im Alleingang alle unsere Klimaprobleme lösen. Klingt doch machbar – oder nicht? Solche Forderungen sind nicht realistisch und nicht zielführend, hier fehlt eine systematische Suche nach Lösungsansätzen und -strategien. Die Handlungsfelder Wissenschaft und Politik überschneidet sich dabei sehr deutlich; Sphären, die an dieser Stelle eigentlich getrennt bleiben sollten.

Welche Art von Kommunikation würde das Vertrauen in die Wissenschaftskommunikation fördern?

Wissenschaftliche Ergebnisse müssen so alltagsnah und verständlich wie möglich kommuniziert werden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die Öffentlichkeit frühzeitig in den jeweiligen Forschungsprozess einzubinden, um die Relevanz der jeweiligen Fragestellung zu verdeutlichen.

Maßgeblich bleiben außerdem die Qualität und Verständlichkeit der Kommunikation. Funktionsfähigem Wissenschaftsjournalismus kommt dabei weiterhin eine enorm wichtige Aufgabe zu: Er muss die heterogene Informationsmasse an Studien einordnen und aggregieren und die daraus gewonnenen Erkenntnisse der Öffentlichkeit gebündelt und verständlich darstellen. Nur so können gesellschaftliche Aushandlungsprozesse überhaupt erst gewinnbringend angestoßen werden.

Das Format „Ausgelotet“ ist sich dieser Verantwortung dabei bewusst: In drei Teilen geht es der Frage nach, mit welchen Herausforderungen Wissenschaftskommunikation in sozialen Netzwerken konfrontiert wird. Ganz bewusst bietet die Reihe keine Fläche für Kontroversen oder Schlagabtausch, sondern setzt  auf einen konstruktiven Austausch aus unterschiedlichen Perspektiven. Die DFG beschreibt selbst, dass es „nicht  Ziel der Videoreihe ist, auf die aufgeworfenen Fragen allgemeingültige Antworten zu geben, sondern Spannungsfelder von Wissenschaftskommunikation im Internet aufzuzeigen und so eine breit angelegte Beschäftigung mit dem Themenkomplex anzustoßen.“ Das Format selbst ist so aufgebaut, dass sich je zwei Wissenschaftler und ein Youtuber oder Sciencefluencer über das jeweilige Thema unterhalten und von ihren Erfahrungen oder Forschungsergebnissen erzählen und diese wissenschaftlich einordnen.

Eine Aufgabe, die das Format „Ausgelotet“ hervorragend geleistet hat. Also: reinschauen lohnt sich!

Anna Spielvogel

Hier geht’s zum ersten Video der Reihe auf dem offiziellen Youtube-Kanal der DFG

Hier geht’s zum zweiten Teil, Wissenschaftskommunikation zur Corona-Pandemie

Hier geht’s zum dritten Teil: Wissenschaftskommunikation zum Klimawande

Zum offiziellen Instagram-Kanal der DFG (dfg_public)

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