Wie Terror wirkt

Es ist nichts passiert. Gestern in Hannover. Dennoch bekam man in der Stadt ein Gefühl dafür, wie Terror wirkt. Stundenlang heulten die Polizei-Sirenen durch die Innenstadt. Übers Internet erfuhr ich von der Absage des Fußballspiels “Deutschland – Niederlande” kurz vor Anpfiff wegen einer Anschlagswarnung. Unsicherheit machte sich breit und ich fuhr nicht nach Hause, sondern blieb lieber im Büro. Sonst verfolgt man solche Ereignisse aus dem Wohnzimmer im Internet – heute war ich irgendwie mitten drin. Zum Glück ohne wirklich betroffen zu sein.

Die sozialen Netzwerke erwiesen sich als Fluch und Segen zugleich. Während die Polizei Hannover und die Polizei Niedersachsen zeitnah per Facebook und Twitter die aktuelle Lage kommunizierten und auch die städtischen Verkehrsbetriebe Üstra über diese Kanäle Hinweise zum öffentlichen Personennahverkehr gaben, jagten Gerüchte durchs Social Web. Auch die professionellen Berichterstatter von Medien und Rundfunk trugen zu falschen Informationen bei. In vielen Kommentaren wurde immer wieder berichtet, auch die Tui-Arena, in der ein Konzert der “Söhne Mannheims” stattfinden sollte, würde evakuiert. Die Posts von Besuchern in der Veranstaltungshalle, es sei alles ruhig und das Konzert beginne gleich, setzten sich im Netz eben so wenig durch wie die Meldungen der Polizei. Gerüchte wurden aufgeschnappt und bereitwillig in weiteren Kommentaren bei anderen weiterverbreitet.

Es ist nichts passiert. Gestern in Hannover. Dennoch bekam ich ein Gefühl dafür, wie Terror wirkt. Wir werden damit leben müssen. Doch die korrekte Aussage “Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit” bekommt eine ganz andere Bedeutung, wenn man mitten drin ist.

Jens Voshage

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