Fanzahlen? Egal. Interaktionen? Vielleicht auch!

Früher dachten wir ja auch, dass Facebook & Co. Dialogmedien seien. Daher waren uns die Interaktionen mit den Nutzern wichtiger als die Fan-Zahlen. Doch mittlerweile ist das ebenfalls überholt: Interaktionen taugen als Messgröße kaum. Denn Sie nehmen nur die Ziele des Account-Betreibers in den Fokus und vergessen diejenigen, auf die es ankommt: Die Dialogpartner, die Stakeholder, die Zielgruppen, die Interessierten. Kurz: All jene, für die wir professionelle Social-Media-Auftritte überhaupt machen.

Ich weiß noch, wie ich irgendwann 2008/2009 mit Facebook und Twitter anfing. Im meinem Kopf schwirrten die Jubelarien der professionellen Social-Media-Fans umher: “Endlich ein Medium, das genau für die Belange von Unternehmenskommunikation und PR geschaffen ist. Dialog statt Einbahnstraße!” Die Erfahrung hat uns eines Besseren belehrt. Soziale Netzwerke haben unterschiedlichste Kommunikationsfunktionen: Selbstgespräche, Informationsmedium, Zerstreuung und auch Dialog. Manchmal sogar tiefgreifende Gespräche oder Bilder, die die Welt verändern. Alles ist möglich. Und das besondere: Jeder Nutzer entscheidet für sich, wie er “seine” sozialen Netzwerke nutzt.

Weshalb ich das schreibe? Im Wiwo-Blog erschien kürzlich das Post von Michael Kroker “Twitter, Google+, Facebook: 99 Prozent aller Postings ohne Nutzer-Reaktionen” mit einer dramatischen Erkenntnis: Bei den allermeisten Postings reagiert die Fangemeinde gar nicht. Quelle der Erkenntnis ist die Grafik von VentureBeat/SocialFlow

Grafik Interaktionen pro Post (Venturebeat/Socialflow)

 

Zwar erwähnt auch Kroker mit “Völlig auf Posting verzichten sollten User laut SocialFlow dennoch nicht” ein Fazit von SocialFlow – doch aus meiner Sicht fehlt der entscheidende Hinweis: Jeder, der eine Social-Media-Präsenz aufbaut und betreibt, sollte sich als ersten Schritt in der dazugehörigen Strategie überlegt haben, weshalb ER es macht, weshalb es die ZIELGRUPPE interessieren könnte und was die Zielgruppe damit anstellt. Der zweite Schritt ist dann zu prüfen, ob diese drei Punkte überhaupt zum gewählten Social-Media-Kanal passen.

Ein Bild, das Knowledge of Today heute auf Facebook postete, schlägt in die gleiche Kerbe: Dieses Bild, das John Atkinson ursprünglich auf seinem Blog “Wrong Hands” postete, schlägt in die gleiche Kerbe:

© John Atkinson, Wrong Hands http://wronghands1.wordpress.com
© John Atkinson, Wrong Hands
http://wronghands1.wordpress.com

Haben Sie auch gelächelt und genickt? Ja, aber … – bis auf das Telefon ist doch kein einziges Dialogmedium dabei! Interaktionen? Fehlanzeige. Drei Gedanken drängen sich mir auf:

  1. Das Bild ist lustig – aber falsch.
  2. Das Bild zeigt die Wahrheit: Die Social-Media-Teilnehmer wollen gar nichts teilen, sondern sie wollen in voller Egozentrik  nur IHRE Dinge präsentieren. Um ein ehrliches Feedback geht es den wenigsten.
  3. Wo sind da eigentlich Werbung und die Informationen von professionellen Kommunikatoren?

Jens Voshage

P.S.: Nicht das ich falsch verstanden werde: Fanzahlen und Interaktionen sind ebenso wie ein angemessener Werbeetat eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Kommunikation in sozialen Netzwerken. Und natürlich ist Dialog auch möglich. Doch sie taugen nicht dazu, als Schild vorneweggetragen zu werden.

 

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