Nicht nur beim Orgasmus wird vorgetäuscht

Wie ein vorgetäuschter Dialog aussieht, konnte man gestern in großformatigen Anzeigen der Bundesnetzagentur (BNetzA) sehen. Unter der Head “Sagen Sie uns Ihre Meinung” und einer Frau, die aus einem Getreidefeld heraus Windkraftanlagen betrachtet, war zu lesen: Auf unseren Informationstagen in Bonn, Nürnberg, Hamburg, Erfurt, Hannover und Stuttgart haben wir mit Ihnen über den aktuellen Stand des Netzausbaus gesprochen. Jetzt sind Sie gefragt!

Im Dialog mit den Bürgern? Die Anzeige der Bundesnetzagentur.

Punkt 1: Mit mir hat niemand auf den Informationstagen gesprochen – ich war nämlich gar nicht da. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, je eine Einladung dazu bekommen zu haben. Hier wird ein Dialog behauptet, der nie stattgefunden hat. Hier wird eine breite öffentliche Bürgerbeteiligung unlauter vorgetäuscht.
Punkt 2: Unter einem Gespräch (“… haben wir mit Ihnen … gesprochen”) verstehe ich einen Dialog. Also dass auf eine Äußerung des einen Gesprächspartners eine Erwiderung des anderen erfolgt. Doch bei den Informationstagen muss es sich nicht um ein Gespräch, sondern um eine Ansage oder – nett ausgedrückt – um einen Vortrag gehandelt haben. Denn in der Anzeige heißt es ja: “Jetzt sind Sie gefragt!”. JETZT – davor hatte ich also den Mund zu halten. Eine schlechte Voraussetzung für einen erfolgreichen Dialog.

Passend zu dieser verqueren Kommunikation der BNetzA ist, die Auftaktveranstaltungen “Informationstage” genannt zu haben. Hätte die BNetzA einen ehrlichen Dialog gewünscht, wären “Gesprächstage” oder der abgegriffene “Bürgerdialog” wohl passender gewesen.

Solange Behörden so unaufrichtig werben, werden sie beim Bürger auch keine Akzeptanz für eine große Infrastrukturaufgabe erzeugen können. Da nützt dann auch ein QR-Code nichts. (vo)

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