Wie viel Impfen muss sein? Aus unseren Projekten: Forschung made in Niedersachsen im Haus der Wissenschaften Braunschweig

Haus der Wissenschaften Braunschweig

Die Rückkehr der Masern und die von der Bundesregierung beschlossene Impfpflicht haben die öffentliche Debatte übe diese Frage angeheizt. Ärzte beklagen eine um sich greifende Impfskepsis, Impfgegner hingegen befürchten Nebenwirkungen und kritisieren die Pflicht zur Immunisierung als schwerwiegenden Eingriff in die Grundrechte.

„Die Impfgegner wären kein Problem, wenn wir genügend Herdenimmunität hätten, diese existiert aber für einige Krankheiten, Masern beispielsweise, nicht mehr; das ist das eigentliche Problem“, startete Gerhard Müller, Klinikdirektor und Professor an der Universitätsmedizin Göttingen, die Diskussion.

Man spricht von Herdenimmunität, wenn alle Menschen im Umfeld eines nicht geimpften Menschen geimpft sind  Der Impfschutz trägt also gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Lassen sich ausreichend viele Menschen impfen, so kann für einige Krankheiten sogar verhindert werden, dass sie weiterhin auftreten. Krankheiten wie Pocken sind deshalb quasi ausgerottet.

Eva Baumann, Professorin für Kommunikationswissenschaften aus Hannover ergänzte Müller: “Wir haben etwa zwei Prozent Impfgegner in Deutschland, aber sie sind ziemlich laut und schaffen Aufmerksamkeit für sich. Aber das eigentliche Problem ist das Desinteresse der Menschen am Thema „Impfen. Wir brauchen 95 Prozent Durchimpfung in der Bevölkerung um Herdenimmunität zu erreichen, aber nur 70 Prozent der Bevölkerung stehen dem Impfen positiv gegenüber…“, „… und das heißt leider noch immer nicht, dass diese 70 Prozent auch tatsächlich zum Impfen gehen“, ergänzte Mark Schweda, Professor für Ethik in der Medizin an der Universität Oldenburg.

Das sei auch das Problem, der Faktor Zeit, die mangelnde Information und die Bequemlichkeit der Menschen, so Sveja Eberhard von der AOK Niedersachsen. Und um das zu bestärken stellte in diesem Moment Stefan Dübel von der Uni Braunschweig die Frage ins Publikum: „Wissen Sie auf Anhieb wo ihr Impfpass ist?“

Größtenteils betretenes Schweigen.

Deshalb habe die AOK eine App eingeführt, so Eberhard,  die unter anderem an Impftermine erinnere und es gäbe bei der AOK Prämien fürs Impfen.

Alle Referenten wünschten sich mehr Öffentlichkeitsarbeit für das Impfen, um das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür positiv zu beeinflusse:“Wir brauchen wieder so eine Kampagne wie „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“, so Stefan Dübel.

Prof. Dr. Gerhard A. Müller, Prof. Dr. Stefan Dübel, Dr. Sveja Eberhard, Prof. Dr. Mark Schweda, Rüdiger Eichel, Prof. Dr. Peter Hecker, Prof. Dr. Eva Baumann (v. li.)

Thorsten Windus-Dörr (Fotos.: Jhully Casas)

Eins A Kommunikation unterstützt seit zwei Jahren das MWK bei der Organisation der Veranstaltungsreihe „Forschung made in Niedersachsen“. In den vergangenen zwei Jahren haben zehn Veranstaltungen an niedersächsischen Universitäten stattgefunden, u.a. zu den Themen Künstliche Intelligenz, Zukunft der Ernährung, Leben mit dem Wolf oder multiresistente Keime.

Die nächste Veranstaltung findet am 27. Januar 2020 in der  Landesvertretung Niedersachsen in Brüssel statt: Lost in space? –  Was Gravitationswellen mit Raumfahrt und Klimawandel verbindet.

https://www.mwk.niedersachsen.de/startseite/forschung/forschung_made_in_niedersachsen/impfen_fluch_oder_segen/wie-viel-impfen-muss-sein-180286.html

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